Im Juni 1992 hab ich in einem Salatkopf einen kleinen Regenwurm gefunden. Da ich von den kleinen Tierchen im Wiesenreich schon immer fasziniert war, und mich das Bild dieses kleinen Wurmes nicht los lies, entstand in meinem Innern im Laufe einiger Tage die Figur Balduin Rotschleif. Zusammen mit dem ersten Bild, dass ich dann am 14. Juni gemalt habe - der kleine Regenwurm wurde geboren. (Später kamen noch mehr Bilder, Geschichten und natürlich ein Regenwurm, den man auch knuddeln kann!)

 

 

Zum Jubiläum hab ich dieses Bild in der Größe 40 x 40 drucken lassen.

 

Es kann für 10 Euro erworben werden, wobei 5 Euro Zugunsten des Deutschen Kinderschutzbundes gehen. Die Drucke finden Sie in der Zeit der Ausstellung im Creativ Shop und der Continental.

 

Drucke sind ohne Text aber mit original Unterschrift der Künstlerin

Wenn Ihr ein Plakat kaufen wollt:  <<hier klicken>>

 

Balduin Rotschleif: „Ich fühle mich


leicht wie ein Schmetterling.“

 

Balduin der Regenwurm fühlt sich hier oben über der Erde sehr wohl. Es gibt ja so viel zu sehen. „Ui!“ staunt er, als er durch das Wiesenreich wandert, „ich wusste gar nicht, dass die Berge so schön rund und bunt sind!“

Die Blumen lachen. „Nein, das dort ist kein Berg, das ist ein Apfel!“

„Genau!“, erklärt das Gänseblümchen, „auf einen Berg kann man raufkrabbeln, aber einen Apfel kann man essen. Menschen zum Beispiel lieben es, Äpfel zu essen!“

Beim Wort „essen“ beginnt Balduins Bäuchlein zu rumoren. Sein Magen meldet, dass er Hunger hat.

„Hm“, denkt Balduin, „ein Apfel gehört zwar nicht auf meinen Speiseplan – bin ja schließlich ein Regenwurm. Aber als echter Abenteurer sollte ich es ruhig mal ausprobieren.“

„Na dann, nur zu! Ich wünsche dir einen guten Appetit!“, sagt ein Gänseblümchen.

„Danke, danke, den habe ich, ganz bestimmt!“

Vorsichtig bricht Balduin ein Stück aus dem Apfel heraus. Neugierig riecht er daran.

„Herrlich! Es ist, als würde die Frühlingssonne in meinem Kopf aufgehen!“

So etwas Wunderbares hat unser Wurm noch niemals gerochen. Er freut sich richtig darauf, diesen Apfel zu essen. Also beißt er hungrig in das Stück hinein.

„Hm“, schwärmt Balduin, „das schmeckt ja himmlisch! Ich fühl mich wie auf Wolken.“

Balduin beißt noch mal in das Stück Apfel. Wahrlich, so etwas Tolles hat er noch niemals zuvor gegessen.

Und während er emsig weiter frisst, denkt er: „Wäre das nicht toll, ein Haus zu haben, das so schön aussieht, so toll riecht und das man immer mal wieder anknabbern kann?“

„Menschen lieben es also, Äpfel zu essen, aber sie lieben auch andere Dinge.“ Balduin will es nun ganz genau wissen. „Soviel ich gehört habe, bauen sich Menschen auch gerne Häuser. Stimmt das?“

„Ja!“, meint Ringel die Blume. „Und diese Häuser haben große und kleine Löcher, für Türen und Fenster.“

„Und oben drauf sogar einen Schornstein!“, ergänzt das Gänseblümchen lachend.

„Ui!“ Balduins Augen glänzen. „Dann mach ich es wie die Menschen. Ich baue mir ein Haus, genauer gesagt ein Apfelhaus. Löcher, die kann ich selbst hineinfressen, aber einen Schornstein?“

Da hat die Glockenblume eine Idee. „Da hinten habe ich den Überrest einer Silvesterrakete gesehen. Er sieht wie ein Schornstein aus, den könntest du doch auf dem Apfel befestigen.“

Balduin gefällt die Idee, also macht er sich auf die Suche. Und bald schon hat er ihn gefunden.

„Ui, der ist aber groß!“, denkt unser Wurm. „Aber das macht nichts. Ich bin ein echter Abenteurer und ein echt starker Regenwurm, das schaffe ich.“

Unter großen Mühen und Anstrengungen gelingt es Balduin das Raketenüberbleibsel wegzuschleppen. Immer wieder muss er eine Pause einlegen, um zu verschnaufen und sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.

Als er bei seinem Apfel angekommen ist, hat er wieder Hunger und beginnt somit eine Tür in sein Apfelhaus hinein zu fressen.

„Puh!“, lacht Balduin, „nun fühl ich mich wieder gestärkt und kann weiter bauen!“ Und während der Wurm emsig bei der Arbeit ist, hat er das Gefühl, dass in seinem Bauch eine wärmende Sonne wohnt. Eine Sonne, die ihm Kraft gibt und ihn stark macht.

 

Die Blumen staunen über den geschickten Wurm, dem es unter großer Kraftanstrengung gelingt, den Schornstein auf den Apfel zu schleppen und hochkant in ihn hinein zu stecken.

„Woah!“, meint die Glockenblume. „Wenn man sich auf etwas freut, kann man die tollsten Dinge schaffen.“

Wieder hat Balduin Hunger bekommen und frisst sich durch den Apfel, dabei schaut er durch eines der Fenster heraus und begutachtet sein Haus. Oh, er fühlt sich so leicht und toll, als könnte er fliegen. Und voller Stolz und Freude ruft er den Blumen zu: „Schaut doch, schaut! Ich habe das schönste Haus, das jemals ein Regenwurm gebaut hat. Es ist schön rot und rund, und ich kann immer mal wieder daran knabbern. Einfach herrlich!“

 

© Andrea Dejon

Die Geschichte finden Sie mit weiteren Balduin-Fühlgeschichten im Buch:

"Starke Kinder durch gelebte Gefühle"  erschienen im Kiga-Fachverlag

 

 

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